In unser Wahlprogramm für die Kommunalwahl 2021 in der Region Hannover haben wir folgende Passage eingefügt:
“Das vergessene Kapitel des deutschen Kolonialismus muss auch in der Erinnerungskultur vor Ort aufgearbeitet werden. Dazu gehören u.a. die sog. „Völkerschauen” im Zoo Hannover. Wir wollen diese Leerstelle kolonialrassistischen Unrechts wissenschaftlich aufarbeiten, nach Kontinuitäten fragen und eine öffentliche Debatte anregen.”
Zwischen 1878 und 1932 zeigte der Zoo Hannover nicht nur Tiere aus aller Welt – sondern veranstaltete auch sogenannte „Völkerschauen“. Dabei wurden Menschen aus den damaligen Kolonien oder anderen fernen Ländern in abgetrennten Bereichen des Zoos präsentiert. Das Ganze war eine große Attraktion für die Besucher:innen, die neugierig auf „Exoten“ waren. Die Gäste konnten dabei zusehen, wie die Ausgestellten ihren Alltag darstellten – etwa beim Kochen, beim Bau von Hütten oder bei Musik und Tanz.
Im Nachhinein betrachtet, waren diese Shows ganz klar Teil einer kolonialen und rassistischen Denkweise: Die Menschen wurden wie Kuriositäten behandelt, auf Stereotypen reduziert und als angeblich „weniger zivilisiert“ präsentiert. Für die Veranstalter und viele im Publikum war das damals Unterhaltung – aber es hat Vorurteile und Vorherrschaftsideen weiter verstärkt. Heute schaut der Zoo Hannover kritisch auf dieses dunkle Kapitel seiner Geschichte zurück und hat die Ereignisse wissenschaftlich aufarbeiten lassen.
Das ganze Gutachten findet sich hier:
Die Zurschaustellung von Menschen im Zoo Hannover von 1878 bis 1932
Ein Forschungsbericht im Spiegel zeitgenössischer Quellen
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