“Die Aufforderung an den Kulturdezernenten „durchzufgreifen“, ist anmaßend und absurd”
“Wir haben überhaupt kein Verständnis für die Haltung der CDU zur Inszenierung des Freischütz an der Staatsoper Hannover und den damit verbundenen Forderungen an den neuen Kulturdezerneten Harald Härke”, so Oliver Kluck, kulturpolitischer Sprecher der Grünen Fraktion im Rat der Landeshauptstadt Hannover.
„Die Interpretation eines Werkes ist das, was Kunst soll und darf, aber nicht muss“, sagt Kluck. „Kunst soll provozieren und damit zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mit dem Werk anregen. Und gerade in diesen Zeiten, in denen rassistische und menschenfeindliche Stimmen lauter werden, ist es notwendig, sich zu positionieren.“
„Kunstfreiheit ist im Grundgesetz unter Artikel 5 verankert“, so Kluck weiter. „Ich kann Herrn Kiamann gerne dabei helfen sich zu erinnern, warum dieses Grundrecht notwendig wurde, nämlich insbesondere durch die Erfahrungen im Nationalsozialismus im Umgang mit der “entarteten Kunst”.
Das Selbstverständnis von der Freiheit der Kunst findet auch seinen Widerhall im Umgang z.B. mit den Freien Theatern in Hannover. In Hannover haben wir nicht ohne Grund einen Theaterbeirat, der über die Förderung der Freien Theater entscheidet. Verwaltung und Politik sind außen vor. Ein Grundbaustein der Richtlinien des Theaterbeirats ist, dass insbesondere das innovative Theater durch die Projektförderung unterstützt werden soll.
„Dieser Maßstab“, sagt Kluck, „sollte auch für den Freischütz gelten. Die Inszenierung des Freischütz ist mit Aktuellem angereichert, das uns tagtäglich auch in anderer Form in den Nachrichten begegnet. Das ist Teil des Bildungsauftrages, den die Staatsoper hat – neben den werkgetreuen Aufführungen von Klassikern.“
Hintergrund:
Artikel in der HAZ vom 15.12.2015 – “CDU: Dezernent soll wegen „Freischütz“ durchgreifen”
Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion fordert den Kulturdezernenten Harald Härke auf, im Kulturbetrieb Oper„durchzugreifen“, um aus Sicht der CDU „niveaulose und beliebige“ Produktionen zu verhindern. Anlass ist die aktuelle Inszenierung des Freischütz von Kay Voges an der Staatsoper Hannover.