Eine Tirade à la Hildebrandt, also bitte mit der gebotenen Schärfe lesen.
Liebe Kulturfreund*innen, lassen Sie uns eines mal festhalten: Was das Spar-Bündnis aus SPD, CDU und FDP da mit Hannovers Kultur- und Jugendzentren anrichtet, ist nicht einfach Sparen. Das ist vielmehr ein Kahlschlag mit chirurgischer Präzision, nur ohne Narkose und ohne Rücksicht auf den Patienten. Faust, Korn, Kargah – Kultur, Jugend, Integration – das Herz, die Seele und das Rückgrat dieser Stadt. Doch im Rathaus fällt man lediglich den Satz: “Was nichts einbringt, kann auch weg.” Und „weg“ heißt dann: zu Tode sparen.
Faust, das Kulturzentrum, das Herz der Szene, wo seit Jahrzehnten das Leben tobt – oder besser: tobte, bis dieses Sparbündnis anrückte wie eine Abrissbirne im Ballettsaal. Die Faust, die ist dem SPD-CDU-FDP-Trio offensichtlich ein Dorn im Auge, weil sie keine Konzerne anzieht, sondern „nur“ Kultur. Die Bühne wird hier also bald nur noch für die Reinigungskräfte beleuchtet sein.
Und dann Korn, das autonome Jugendzentrum. „Autonom“, das bedeutet, dass Jugendliche ihre eigenen Räume schaffen, ihre eigenen Ideen entfalten, dass sie Freiraum und Vertrauen haben. Eine Brutstätte für Kreativität und Denken. Aber für die Entscheider? Da sieht „autonom“ eher wie Aufmüpfigkeit aus, und Aufmüpfigkeit passt den ehrenwerten Parteien im Rathaus natürlich nicht. Lieber einsparen, als Jugendlichen auch nur ein bisschen Freiheit zu lassen.
Und schließlich Kargah, die Einrichtung, die vor allem für Geflüchtete einen sicheren Anlaufpunkt bietet, ihnen bei der Integration hilft und eine Chance gibt. Ein Ort der Verständigung, der den Menschen die Hand reicht, die nach Flucht und Verlust in Hannover etwas Neues beginnen wollen. Aber das passt für SPD, CDU und FDP offenbar nicht so richtig ins Konzept – besonders wenn „Integration“ heißt, dass man nicht nur Rhetorik, sondern echte Ressourcen in die Hand nehmen müsste. Die Konsequenz? Kargah wird ausgehöhlt, die Brücke bröckelt, und zurück bleiben die, die auf Unterstützung angewiesen wären.
Doch die Pointe, meine Damen und Herren, die kommt erst noch: Hannover wird leer. Erst die Hallen, dann die Plätze, dann die Köpfe. Dieses Bündnis spart und streicht, bis die Stadt nur noch wie ein poliertes Schaufenster aussieht, und alle, die das Leben darin ausmachen, sich woanders hin verzogen haben.
Denn was passiert? Die Künstler gehen. Die Jugendlichen suchen sich neue Räume. Die Vielfalt wird in Hochglanzbroschüren versteckt und das wahre Leben zum Exponat, in Glas und Staub. Am Ende bleibt Hannover wunderschön – wunderschön leer. Eine Stadt voller Einsparungen, halbleer gestrichen und fein gehobelt, dass nichts mehr übrig bleibt als ein bisschen Pflaster und Beton.
Und wer bleibt am Ende übrig? Ein SPD-CDU-FDP-Bündnis, das sich dann leise wundert, warum die Stadt so still geworden ist. Und da wird sich einer erinnern. Man wird sich fragen, warum es mal so bunt, so lebendig war. Da tritt einer ans Pult und sagt: „Ja, Hannover hat sich zu Tode gespart – aber es war ein ehrliches Ende!“
Und ich sage: Na, wenigstens ein bitterer Witz zum Schluss.